Ankunft in Yangon!

Myanmar empfängt uns mit einer satten Ladung Abba – fast so als würde es uns raten „Take a Chance on Me!“. In vielerlei Hinsicht ist es ein Kathmandu der Zukunft. Immer wieder fällt mir auf, womit ich Yangon automatisch vergleiche: mit Kathmandu, wo ich vor einem Jahr ein Praktikum in der deutschen Botschaft gemacht habe. Zwar kommt Kathmandu bei diesem Vergleich scheinbar nicht sehr gut weg, doch auch mit dieser wunderbar chaotischen und besonderen Stadt habe ich mich letztlich schnell arrangiert. Nach drei Monaten war ich eingelebt und konnte die Zeit dort richtig genießen.

Yangon ist anders, ganz anders.

Nachdem sich Myanmar erst vor wenigen Jahren öffnete, hat es sich unglaublich schnell verändert. Reisende, die 2016 für einen Monat in Myanmar unterwegs waren, berichten von Veränderungen, die niemals absehbar waren. Da fallen so Worte wie Grab, das myanmarische Uber, mit dem man für lokale Taxipreise sicher und bequem von A nach B kommt. YangonDoor2Door, mit dem Essen nach Hause geliefert werden kann. Smart Phones, die mittlerweile in Massen vorhanden sind und stark genutzt werden. Alles Dinge, die vor zwei Jahren noch undenkbar waren. Auch die Reiseführer sind nach wenigen Jahren kaum mehr zu gebrauchen, da sich die Hotel- und Restaurantlandschaft wie auch kulturelle und politische Basisinformationen sehr schnell ändern. Myanmar legt also zumindest in der größten Stadt Yangon eine beachtliche Entwicklung hin. Fragt sich bloß, wie die Menschen mit dieser rapiden Entwicklung klar kommen und mithalten.

Der erste Blick

In einem Tag lässt sich mit Sicherheit keine Stadt beschreiben. Somit ist dies der allererste Blick, den ich gerne bald noch einmal korrigieren werde. Der Yangon International Airport, unser erster Blick nach Myanmar, ist brandneu und in bestem Zustand. Schon vor der Abreise hatte ich gehört, dass er nicht unbedingt die Realität des gesamten Landes widerspiegelt. Doch auch der Weg vom Flughafen in die Nordstadt und das Viertel Sanchaung zeigt, dass der Verkehr in Yangon wirklich sehr geordnet verläuft. Da Motorräder in der ehemaligen Hauptstadt verboten sind, geht das „Fill the Gap“ Spiel von Kathmandus Straßen nicht mehr auf. Hier schlängeln sich keine lebensmüden Motorräder in jeder Form, Größe und Farbe durch die kleinsten Lücken. Fahrräder sieht man nicht oft, doch für die Hitze ist auch diese kleine Anzahl schon beachtlich. Wenig Hupen kann ich in diesen Tagen hören und auch U Maw, der Search-Mitarbeiter, der uns am Flughafen abholt, sträubt sich regelrecht dagegen, die Hupe zu betätigen.

Ein neues Zuhause

Die Wohnung, die wir gefunden haben, ist wirklich super. Eigentlich ist sie für vier Personen gedacht und ursprünglich auf eine Familie zugeschnitten. Wider Erwarten sind wir jedoch die einzigen, die ab Ankunft einen Monat lang in der Wohnung wohnen und haben zwei Bäder, die Küche, das Wohnzimmer und das große Zimmer für uns alleine. Obwohl ich mich auch auf eine myanmarische WG gefreut hatte, bin ich doch sehr erleichtert, gerade zu Beginn der Zeit in Myanmar ein wenig Ruhe zu haben. Die Wohnung liegt in einer ruhigen Straße in Sanchaung, im Nordwesten Yangons. In einer Querstraße der großen Hanthawaddy Road gelegen ist es drumherum relativ ruhig und fernab vom Verkehr der Hauptstraßen. Dennoch ist es morgens schon ziemlich früh ziemlich laut, obwohl die Wohnung im vierten Stock ist, doch auch daran werden wir uns bestimmt schnell gewöhnen.

Erste Eindrücke von draußen

Der Weg zum Büro ist für mich in Laufentfernung, dauert jedoch zu Fuß etwas mehr als eine halbe Stunde. Dabei komme ich vorbei an Autos, die zum Großteil sehr gut in Schuss sind. Ich bin erstaunt, wie viele gute Autos hier zu sehen sind, da es in Myanmar bis vor kurzem kaum welche gab. Auch dies ist ein Zeichen für die schnelle Entwicklung Myanmars. Im Allgemeinen ist es ein unglaublich entspanntes Gefühl, sich hier zu bewegen. Vieles das ich 2017 in Kathmandu vermisst habe scheint hier ganz selbstverständlich gegeben zu sein. Kurzum, es gibt erhöhte und heile Bürgersteige. Die Autos halten die Straßenordnung ein und fahren in einer Reihe. Zwar halten Autos nicht für passierende Fußgänger an, doch es findet sich immer ein sicherer Weg, auf myanmarische Art die Straße zu überqueren. Zumindest in Sanchaung, dem Viertel im Nordwesten Yangons, in dem wir wohnen, gibt es einige große Malls, westliche Cafés und internationale Restaurants. Doch auch hier zeigt sich schon eine erste Andeutung des großes Mixes, der Myanmar doch darzustellen scheint. Eine große Entwicklung im Land, ein starker Strom in Richtung Zukunft, doch auch beachtliche Kräfte, die dagegen streben und an den Traditionen festhalten.

Barfuß im Büro

Bei meiner Ankunft im Büro bin ich zunächst überrascht, als alle ganz selbstverständlich ihre Schuhe ausziehen. Auch wir betreten barfuß das Büro und bewegen und dort mit Socken oder nackten Füßen. Es ist zunächst ein ungewohntes Gefühl, doch schnell fühlt es sich gut an. Warm ist es eh und schön ist der Holzboden auch. So haben wir mit Sicherheit ein oder zwei Schuhe zu viel dabei, die zumindest für das Büro nicht benötigt werden. Und der schrägste Moment des ersten Tages ist wohl, der Vorgesetzten barfuß gegenüberzustehen. Doch diese hat – wie es sich gehört – natürlich auch die Schuhe ausgezogen.

DM&E – Ein ganz besonderes Kürzel

Bei Search for Common Ground bin ich Fellow für DM&E. Hinter diesem Kürzel verbirgt sich einer der wichtigsten Bausteine der Projektarbeit. Design (Projektgestaltung), Monitoring (Kontrolle) und Evaluation (Auswertung) von Projekten sind essentiell. Nicht nur geht es hier um die logische Planung eines Projekts unter Beachtung der SMART Kriterien. Sondern DM&E geht viel weiter und fokussiert sich auch auf die dauerhafte Überwachung des Projekts. Doch ganz besonders die Evaluierung, also die spätere Auswertung mit identifizierten Lessons Learned ist unabdingbar und wird viel zu oft vergessen. So werde ich in die Gestaltung neuer Projekte mit einbezogen und werde mich im Laufe des Fellowship stark mit der Auswertung und dem Hinterfragen laufender Projekte auseinandersetzen. Auf die Zeit bis Ende August bin ich sehr gespannt und werde bestimmt weiterhin davon berichten.

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