Autorin: Barbara Lösch
Wie alles begann
Am dritten Februar ging mein Flug nach Dubrovnik, Kroatien mit vier meiner Mitstudenten der OTH Regensburg. Die Vorfreude auf das Ungewisse war groß und die Sorge um Corona sehr gering. Man hat von der Lungenkrankheit gehört aber nicht wirklich daran gedacht, dass es uns in irgendeiner Weise beeinflussen könnte. Laut Bundesministerium für Gesundheit war am 27. Januar 2020 der erste Fall in Deutschland im Landkreis Starnberg bekannt geworden. Zwei Wochen später gab es bereits 16 bekannte Fälle.
Unsere kleine Blase
Doch uns hat das Virus erstmal nicht betroffen, wir haben uns gefühlt wie in einer kleinen Blase, abgeschirmt von der restlichen Welt. In Kroatien waren keine Fälle bekannt und man hatte nur durch den Kontakt in Deutschland überhaupt gemerkt, dass die Welt gerade etwas unruhiger wurde. Ich hatte sogar Ende Februar noch mehrmals Besuch von Zuhause und es war so selbstverständlich, dass man sich einfach in den Flieger setzen konnte, Deutschland verlassen und in ein anderes Land einreisen. Niemand hätte zu der Zeit gedacht, dass nur Wochen später rund 700 von 760 Flugzeuge der Lufthansa-Flotte am Boden bleiben und 3000 Flüge jeden Tag gestrichen werden.
Uns wurde der Ernst der Lage immer mehr bewusst dadurch, dass in den Medien viel von Italien und der Ausnahmesituation dort zu sehen war. Wir waren geschockt als wir erfahren haben, dass unsere Kommilitonen von der OTH ihr Auslandssemester in Italien nicht antreten konnten oder abbrechen mussten. Da Italien nur ca. 450 kmLuftlinie von Dubrovnik entfernt liegt und wir alle eigentlich geplant hatten, in naher Zukunft mit der Fähre nach Bari (Italien) zu reisen wurde uns bewusst, dass auch wir uns mehr und mehr mit dem Thema „Corona“ beschäftigen werden müssen.
Die Pandemie
Am 11.03.2020 wurde die weltweite Ausnahmesituation durch die WHO zur Pandemie erklärt. An dem Tag hatten wir noch Vorlesung in der Universität in Dubrovnik und ich kann mich daran erinnern, dass eine Kommilitonin von mir eine hitzige Diskussion mit ihrer Mutter am Telefon hatte. Diese wollte meine Mitstudentin auf der Stelle nach Boston zurückholen und hatte ihr auch schon einen Rückflug gebucht. Die Stimmung in den USA war zu dem Zeitpunkt schon gekippt, vor allem in New York, denn dort war die Anzahl der bestätigten Fälle im März innerhalb von einem Monat von einem einzigen Fall bis auf 79.000 gestiegen. Nun war uns allen also klar, es hätte jeder Zeit der Fall sein können, dass unser aller Auslandssemester beendet und wir alle vorzeitig nach Hause fliegen müssen.
Ironischer Weise bekam ich am gleichen Tag noch Besuch von zu Hause. Innerhalb von vier Tage, die sie in Kroatien verbracht hat, verschlechterte sich die Situation in Europa so sehr verschlechtert, dass sie für fast 200 € einen früheren Rückflug gebucht hat aus Angst nicht mehr aus Kroatien aus- und nach Deutschland einreisen zu können. Ich sah das Taxi, in dem sie saß, wegfahren und wusste nicht wann oder unter welchen Umständen ich nach Deutschland zurückkehren konnte.
Mittlerweile waren auch einige Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung in Kroatien getroffen worden. Nachdem ich mir ein paar Tage zuvor eine studentische Busfahrkarte für 70 kn (umgerechnet ca. 10 €) organisiert hatte, durfte man ab Mitte März kostenlos Bus fahren und ein rot-weißes Absperrband verhinderte den Kontakt zwischen den Fahrgästen und dem Busfahrer.
Einbruch der Tourismusbranche und ihre Folgen
Nach und nach wurden alle Bars und Restaurants geschlossen, welche mühsam für den Anfang der Saison vorbereitet wurden. Die Tourismusbranche trägt 11% zum kroatischen BIP bei und deshalb sind viele Privatpersonen und Familien davon abhängig. Die Ungewissheit der Zukunft wurde mit jedem Tag schlimmer für die kroatischen Bürger. An einem unserer letzten Tage in Dubrovnik fuhr ein Kommilitone mit dem Taxi in die Stadt. Der Taxifahrer brach unter der Fahrt in Tränen aus, weil er nicht wusste wie er ohne die Einkünfte, welche er durch die Touristen jedes Jahr erzielt, seine Familie ernähren soll. Im Jahr 2019 besuchten laut BR24 rund 20 Millionen Touristen aus der ganzen Welt Kroatien und gaben dort ungefähr zwölf Milliarden Euro aus.
Die Europäische Kommission gab bekannt, Kroatien und seine Wirtschaft mit einer Summe von einer Milliarde Euro zu unterstützen. Mit diesem Geld sollen zinsfreie oder zinsvergünstige Darlehen an Unternehmen ausgegeben werden, welche am stärksten von der Pandemie betroffen sind.
Hoffnung durch Wiedereröffnung der Grenzen
Am Ende gilt zu sagen, dass Kroatien sehr gut mit dem Corona Virus umgegangen ist und frühzeitig Maßnahmen zur Prävention ergriffen wurden. Dies könnte ein Grund sein weshalb auch „nur“ 2.243 (siehe Abbildung 2: Stand 24.Mai 2020) von 4,01 Millionen Einwohnern positiv auf Covid-19 getestet wurden.
Im Moment bereitet sich das Land deshalb mit Desinfektionsmittelspender, auseinander gerückten Stühlen und ausreichende Mund-Nasen-Bedeckungen auf Touristen aus Europa vor. Seit 11.05.2020 ist es wieder erlaubt mit einer Hotelbestätigung ins Land einzureisen und Urlaub zu machen. Ebenso dürfen sich Geschäftsleute aus der EU in Kroatien aufhalten solange sie nachweisen können, dass sie beruflich reisen. Laut dem Lokaljournalist Anto Ravlic aus Crikvenica werden ungefähr 30 bis 40 % der normalen Anzahl an Touristen erwartet, wobei Deutsche und Österreicher 50 % davon ausmachen. Ich hoffe dass, dieses wunderschöne Land, welches nun einen großen Platz in meinem Herzen hat, bald wieder auf die Beine kommt und Lösungen gefunden werden, um die Einreise für Touristen und das Leben der Menschen in den Touristenorten, wie Dubrovnik, so ungefährlich wie möglich zu gestalten.
*Dieser Beitrag ist im Rahmen des Kurses Krisenmanagement in der globalen Stars-Cov2 / Covid19 Krise entstanden.