So langsam neigt sich meine Zeit in Rabat schon dem Ende zu – Ende Juli ist mein Praktikum bei der Hanns-Seidel-Stiftung beendet und es geht fürs erste zurück nach Deutschland. Das Praktikum hätte ich tatsächlich nicht besser treffen können. Jochen Lobah, der Projektleiter hier spricht fließend Hocharabisch, Französisch, Deutsch und Italienisch, ist selbst Muslim trotz Leitung der christsozialen Stiftung und lebt seit einigen Jahren bereits in Rabat. Somit ist seine interkulturelle Kompetenz, mit der er das sechsköpfige Marokkanisch-Deutsch-Österreichische Team führt, beeindruckend und auszeichnend. Auch der Kontakt mit den Partnerorganisationen vor Ort, die wir unterstützen gewinnt dadurch deutlich an Tiefe und Wertschätzung. Dies ist ein reines Plädoyer an das Erlernen von Sprachen und das Wagen von längeren Auslandsaufenthalten, die einen ganz neuen Wert im Leben geben können.
Gerade sitze ich auf den Stufen vor der Universität Mohammed V und höre den teils auf Arabisch, teils auf Französisch gehaltenen Beiträgen einer Konferenz zur Bilanz der aktuellen Regierung zu. Obwohl wir 30 Teilnehmer während der Fastenzeit des Ramadans erwartet hatten ist der Raum mit mehr als 130 Zuhörern überfüllt und die Konferenz ist ein großer Erfolg. Es ist spannend, die vielen Studenten zu treffen, die hier in Rabat Recht und Politik studieren. Die Schule an der ich in Rabat studiert habe war als Privatschule ein ganz anderes Kaliber und selten habe ich an der EGE so viele offene und Interessierte Studenten erlebt. Diese, die ich hier treffe, werden wohl ebenso in Zukunft die politische und regierungsnahe Elite des Landes ergeben wie die Privatstudenten der jungen EGE. Ein wenig nervig werden auf Dauer nur die kontinuierlichen Anbahnungsversuche eben dieser Studenten, die mich gerade wohl hoffentlich scherzhaft fragten, ob ich als Blonde Deutsche der Rasse der Arier angehöre. Sehr einfallsreich und vor allem so schön politisch korrekt.
Aber ich will nicht klagen, die Zeit geht rum aber sie geht gut rum und sie war, ist und bleibt gut. Eine so wahnsinnig tolle Erfahrung, hier in Rabat zu studieren, zu leben und schließlich als Teil der marokkanischen Zivilgesellschaft zu arbeiten! Immer wieder würde ich alles wohl genauso machen. Und das ist ja wohl das Allerwichtigste von allem.