Mein Anspruch an diesen Blog ist es aus dem Alltag zu berichten, und dabei ein zwar subjektives aber möglichst originalgetreues, reflektiertes Bild meines Aufenthaltes in Sambia zu vermitteln. Zudem geht es mir ein bisschen darum, Stereotype aufzubrechen und jedem Leser und jeder Leserin die Chance zu geben sich ein eigenes Bild zu machen. Letzte Woche hatte ich die Situation, dass einer meiner eigenen Stereotype sich als völlig falsch erwiesen hat, und ich das genaue Gegenteil davon erfuhr, als vorher angenommen.
Da Sambia ja leider knapp ausserhalb des Schengen Raums liegt, galt es für mich ein temporary employment permit (TEP) zu beantragen, damit ich die nächsten Monate hier ganz offiziell als Praktikant arbeiten kann. Dies stellte sich als komplizierter heraus als gedacht.
Meine Erwartung war, dass das alles nicht so eng gesehen wird, und ich mich zur Not mit ein bisschen Überzeugungskraft durchmogeln kann. Denn, so mein Stereotyp, mit Regeln und Vorschriften wird’s schon nicht so genau genommen werden. Doch dazu später mehr.
Folgende Unterlagen sind nötig, um das TEP zu erhalten:
- Die ausgefüllte Form XXV (zum download bereit auf der website der Immigrationsbehörde)
- Zwei Passfotos
- Zwei beglaubigte Kopien des Reisepasses sowie des Einreisestempels, und
- 1500 Zambian Kwacha als Gebühr
Soweit so gut, die Form XXV war schnell gefunden und ausgefüllt, die Passfotos konnte ich in der Mall gegenüber des Büros machen lassen, und meinen Reisepass konnte ich natürlich im Büro kopieren.
Doch dann begann ein kleines Spießrutenlaufen durch den Behördendschungel Lusakas.
Wie ich erfahren sollte, konnte die Gebühr nicht einfach bar oder meinetwegen per Kreditkarte vor Ort bezahlt werden, sondern musste in Form eines Checks der Bank of China (was läge auch näher) abgegeben werden. Also war das erste Ziel des Tages nicht das Immigration Headquarter sondern die Filiale der Bank. Dort waren die Angestellten zum Glück recht routiniert damit, Checks auszustellen, die Formulare gab’s leider aber nicht alle auf Englisch. Naja, unterschrieben habe ich trotzdem, und die dort fällige Gebühr musste ich auch bezahlen.
Als zweites Stand an, die Reisepasskopien beglaubigen zu lassen. Unglaublicherweise kann nicht einfach jede Polizeistation oder ein öffentliches Amt dies vollziehen, sondern nur befähigte Richter im High Court, dem zweithöchsten Gericht Sambias. Zum Glück war das Gericht grade nicht besonders im Stress und nach einer abermaligen Gebühr für die Benutzung des Stempels waren auch meine Kopien fertig für den Antrag auf das TEP.
Nur eine Straße entfernt vom High Court ist das HQ der Immigrationsbehörde Sambias. Ausschliesslich hier kann das Visum beantragt und abgeholt werden, und ihr werdet es mittlerweile ahnen: auch hier ist einiges sehr kompliziert. Pünktlich zu unserer Ankunft am Haupteingang dreht der Wachmann im Inneren das „closed“ Schild um: Mittagspause, Argh!
Kann man nichts machen, dachten wir uns, und versorgten uns ebenfalls mit erstklassigem Enshima (ein Maisbrei, der nach wenig schmeckt aber sehr sättigend ist) und Beefstew.
Als das Büro schliesslich der wartenden Schlange an Ausländern seine Pforten öffnete, dachte ich, es könne nun ja wirklich nicht mehr lange dauern. Relativ schnell kam ich an die Reihe. Aber nicht um meinen Antrag abzugeben, sondern um mich in eine so typische wie nutzlose Liste mit meinem Namen, Adresse, Passnummer, Telefonnummer usw. einzutragen, und um zu erfragen, bei welchem Büro sich meines Antrags angenommen wird. Leider ist es verboten in den Büroräumen Fotos zu machen, denn dieses beispiellose Chaos ist wirklich einen Blick wert.
Desk 13 war meine Destination, und tatsächlich, am Ende des Raums entdeckte ich zwischen hohen Aktenstapeln ein Schild mit der Nummer 13, leider aber noch keinen Immigrationofficer. Dafür aber bereits eine kulturell bunt gemischte Schlange an anderen Bewerbern. Also hieß es wieder warten bis einer nach dem anderen sein Geheft abgegeben hatte. Letztlich kam ich dann aber auch an die Reihe. Die unerwartet unfreundliche Beamtin nahm mir meine Papiere ab, nur um sie mir Augenblicke später wieder zurückzugeben, mit dem Kommentar: Wrong Invitation letter.
„Nein, Nein das kann doch nicht sein“, versuchte ich mein Glück. Den Brief hatte ich ja extra zur Beantragung des Visas von der Stiftung bekommen. Doch ohne überhaupt auf mein Flehen einzugehen, wandte sich die Beamtin schon dem hinter mir wartenden Südafrikaner zu. Hier war ich wirklich sehr überrascht. Aufgrund meiner Erfahrungen in Südafrika und Bolivien dachte ich, dass auch in Sambia, mit einer nicht allzu hoch entwickelten Verwaltung, ein bisschen Überzeugungsarbeit reichen könnte, um kleinere Probleme zu umgehen. Denn selbstverständlich wird niemals jemand dieses Einladungschreiben hervorkramen oder gar lesen. Schliesslich wurde mir zum Verhängnis, dass der Brief nicht an den Director General of Immigration adressiert war.
Tja, kannste nix machen! So hieß es am nächsten Tag nochmal hin, alles abgeben und dann: warten.
Wie lange es genau dauern wird bis der Antrag bewilligt wird, weiß niemand so genau, und auch im Ministerium waren die Angaben sehr unterschiedlich. Vielleicht ist doch noch ein bisschen Überzeugungsarbeit notwendig, und ein vorsichtiges Nachfragen kann ja nicht schaden.
Ich halte euch auf dem Laufenden!
+++UPDATE+++
Nach 5 Wochen hab ich nun mein Permit erhalten. Und ich bin absolut begeistert, denn die Laufzeit wurde direkt fuer 6 Monate bewilligt, sodass ich mir die Verlaengerung sparen kann.
Fotos von Meike Schulze, in einem Büro irgendwo auf der Welt 🙂