… aber keinerlei Gespür für Hässlichkeit“. Je mehr ich von Japan entdecken darf, desto zutreffender wirkt dieses Zitat von J. David Simons auf mich. In seinen Werken umschreibt er nicht nur die graziöse und filigrane Kunst, die sich in sakralen Gebäuden wiederfinden, kritisiert jedoch auch den überschwänglichen Kitsch, der in den riesigen Stadtzentren Japans zu finden ist. Wie beides in ein und derselben Kultur nebeneinander existieren kann ist für ihn ein Rätsel.
Auch ich werde tagtäglich von neuen Eindrücken überrannt. Einerseits strahlen die historischen Bauten inmitten der blühenden Kirschblütenbäume eine unbeschreibliche Ruhe und Nähe zur Natur aus. Begebe ich mich jedoch in das Stadtzentrum, wie beispielsweise Doutombori hier in Osaka, werde ich von knalligen Farben und riesigen, leuchtenden LED-Bildschirmen überrumpelt. Interessant finde ich auch das Stadtbild, welches harmonische traditionelle Parks radikal neben Wolkenkratzern und übergroße Werbeflächen platziert. Unglaublich, wie eine einzige Kultur so traditionell und futuristisch zugleich wirken kann.
„Jetzt ist die Jugend am Ball und der Kranich ist größer geworden.“ So beschreibt Simons diese Transformation. Es bleibt nur zu hoffen, dass dieser Kranich seine Wurzeln nicht vergisst und trotz fortschrittlicher Technologie die überragende Geschichte Japans und deren Zeugnisse nicht von der Bildfläche vertreibt.