Mein erstes Auslandspraktikum innerhalb meines Studiums “International Relations and Management” ist nach 10 Wochen nun so gut wie beendet. Bevor ich im Goethe-Institut in Brüssel das nächste Praktikum antreten werde, möchte ich einige Fragen zu meinem Praktikum in einer Deutschen Auslandsvertretung beantworten und ein Fazit ziehen.
Was ist ein Generalkonsulat und wo liegt der Unterschied zu einer Botschaft?
Das Generalkonsulat (GK) kümmert sich im Allgemeinen um die Interessen und Anliegen von Deutschen im Gastland bzw. von U.S.-Amerikanern, die einen Aufenthalt in Deutschland planen oder z.B. eine doppelte Staatsbürgerschaft anstreben. Zudem wird ein Fokus auf die Förderung der bilateralen Beziehungen gelegt. Das GK New York kümmert sich dabei hauptsächlich um die Staaten in seinem Amtsbezirk: New York, New Jersey und Pennsylvania. So haben wir bei den Wahlen beispielsweise nicht das Gesamtergebnis ausgewertet, sondern uns die einzelnen Resultate in den jeweiligen Staaten näher angeschaut. Ein weiterer Schwerpunkt hier liegt auf der Pflege der Deutsch-Jüdischen Beziehungen, da die jüdische Gemeinschaft in New York die größte auf der Welt außerhalb Israels ist. Mit mehr als 1,5 Mio. Juden leben hier sogar deutlich mehr als in Tel Aviv.
Wie ist das Generalkonsulat strukturiert und wo bin ich eingesetzt?
Der oberste Chef des Generalkonsulats als eine deutsche Auslandsvertretung ist unser Außenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier. Vieles läuft daher in der Zentrale in Berlin zusammen und wird von dort aus gesteuert. Das GK New York wird von der Generalkonsulin geleitet und besteht aus verschiedenen Abteilungen. Neben der Presse – & Politikabteilung, in der ich eingesetzt bin, gibt es noch die Kultur-, Wissenschafts- und Wirtschaftsabteilung. Darüber hinaus gibt es natürlich noch die Abteilung für konsularische Angelegenheiten mit der Pass – & Visastelle, mit der ich aber sehr wenig in Kontakt gekommen bin.
Insgesamt sind wir eine große Auslandsvertretung mit vielen Mitarbeitern und auch einigen (ca. 5) Praktikanten bzw. Rechtsreferendaren. Außerdem stehen wir in engem Kontakt zu der Ständigen Vertretung Deutschlands bei den Vereinten Nationen, da sie im selben Gebäude (German House) untergebracht ist. Durch die vielen Praktikanten, die auch dort arbeiten, wurde mir zudem ein kleiner Einblick in die Arbeit einer Ständigen Vertretung gewährt.
Wie sieht mein Arbeitsalltag aus?
Dadurch, dass ich im Team der Politik- und Presseabteilung bin, habe ich zwei Ausbilder (Referenten), denen ich zuarbeite. Zu meinen Aufgaben gehörte beispielsweise das Vorbereiten von internen Berichten zu aktuellen Themen, das Schreiben von Reden und Grußwörtern für die Generalkonsulin, die Recherche und Erstellung von übersichtlichen Fact-Sheets oder die Organisation von Veranstaltungen. Zudem fiel es aber auch in meinen Aufgabenbereich, Artikel für die Öffentlichkeitsarbeit zu bestellen, den internen Veranstaltungskalender zu aktualisieren, oder die Teilnahme des GKs an einem Holiday Gift Drive für obdachlose Kinder zu organisieren. Was mich auch besonders gefreut hat war, dass ich die Möglichkeit hatte an einigen Konferenzen teilzunehmen, wie beispielsweise an der Anti-Semitismus-Konferenz “Never is Now” der Anti-Defamation League oder an einer Konferenz zum Thema “Women in Politics” der Rutgers University in New Jersey.
Meine normale Arbeitszeit geht von ca. 8:30 Uhr bis 17 Uhr, allerdings finden sehr regelmäßig verschiedene Veranstaltungen statt, die wir mit organisieren oder ausrichten, sodass es auch schon mal 21 oder 22 Uhr werden kann.
Wie empfinde ich die Arbeitsatmosphäre?
Die Arbeitsatmosphäre habe ich als sehr angenehm empfunden; ich konnte mich gut in die Teams einfinden. Durch verschiedene interne Veranstaltungen, wie z.B. dem Betriebsausflug oder der Weihnachtsfeier hatte man die Möglichkeit, sich auch so ein wenig besser kennen zu lernen. Außerdem wird bei uns einmal pro Woche ein s.g. ‘Ausbildergespräch’ organisiert, bei dem uns Mitarbeiter aus verschiedenen Laufbahnen des Auswärtigen Amtes zum Mittagessen einladen uns uns von ihren verschiedenen Stationen und Erfahrungen erzählen und sehr hilfreiche Tipps geben.
Konnte ich meine Sprachkenntnisse verbessern?
Leider nicht so sehr, da ich auf der Arbeit und in meiner Freizeit doch hauptsächlich Deutsch spreche. Einige Mitarbeiter im German House sind zwar auch Einheimische und auf den Abendveranstaltungen wird immer Englisch gesprochen, aber innerhalb der Teams kommunizieren wir fast nur auf Deutsch. Was mir bei meinem Wortschatz jedoch ein bisschen geholfen hat ist, dass ich natürlich sehr viel Zeitung und Presse auf Englisch lese.
Hat mein Studiengang IRM mich auf das Praktikum vorbereitet?
Eine schwierige Frage. Inhaltlich hatte ich ehrlich gesagt fast gar keine Berührungspunkte mit meinen bisherigen Studieninhalten, aber ich glaube das ist die Regel. Mein Studium hat mich insofern darauf vorbereitet, als dass ich gelernt habe, WIE man bestimmte Themen erarbeitet und welche Perspektiven notwendig sind, um sich einem Lösungsansatz zu nähern. Zudem konnte ich durch IRM Sachverhalte kritisch hinterfragen und analysieren, was essentiell für die Arbeit in einer Auslandsvertretung ist.
Was nehme ich aus dem Praktikum mit?
Eine ganze Menge! Neben den alltäglichen Aufgaben und Herausforderungen nehme ich besonders viel aus dem ganzen ‘Drumherum’ mit. Das heißt aus den vielen, interessanten Gesprächen, aus den Veranstaltungen und Konferenzen, aus Eindrücken des jüdischen Zusammenlebens, und natürlich auch aus der Tatsache, dass ich zu einer besonders brisanten Phase hier war – Stichwort Elections 2016. Das war während meiner Praktikumszeit natürlich das Thema Nr. 1! Vor Allem habe ich aber auch einen guten Einblick in die Funktionsweise und Organisationsstruktur des Auswärtigen Amtes bekommen, was für die Zukunft sicherlich eine Erfahrung ist, die ich nicht missen möchte.
Kann ich mir vorstellen, später beim Auswärtigen Amt zu arbeiten?
Das ist eine Frage, die mir hier sehr oft gestellt wurde, die sich aber nicht nur auf die eigenen Karrierevorstellungen bezieht, sondern vor Allem auch eine Frage der Lebensweise ist, die man später leben will. Die Arbeit beim Auswärtigen Amt ist super abwechslungsreich, man hat die einmalige Chance in den unterschiedlichsten Ländern der Welt zu leben und zu arbeiten und lernt interessante und inspirierende Menschen kennen. Auf der anderen Seite muss man aber auch bereit sein, alle 3 – 4 Jahre seine Lebenssituation vollkommen auf den Kopf zu stellen – und das früher oder später vermutlich auch mit Familie. Ich persönlich kann mir das tatsächlich langfristig gesehen nicht so gut vorstellen, da ich z.B. gerne eine ‘home base’ habe.
Fazit:
Zum Abschluss bleibt mir nur noch zu sagen, dass ich eine extrem spannende Zeit mit interessanten Erfahrungen und Einblicken hatte! Obwohl das Praktikum meinem Empfinden nach ziemlich kurz war, habe ich doch einen umfassenden Einblick in die Arbeit des Generalkonsulates New York bekommen. Zudem habe ich sehr viele hilfsbereite, offene und interessante Menschen getroffen, die mich im Alltag immer unterstützt haben!