Eigentlich sind es immer die gleichen Fragen, die mir gestellt werden, wenn ich von meinem Leben in Marokko berichte. Um dem vorzubeugen, hier meine Top-Five der Fragen, die mir ständig gestellt werden. Ich will die Fragen auch gar nicht schlecht reden, ganz ehrlich, die meisten habe ich mir selber gestellt, bevor ich herkam.

„Wie ist es so als Frau?“
Natürlich ist das Leben als junge Frau in Deutschland anders, vielleicht einfacher. Ich kann nur aus meiner Perspektive sprechen. Mit meinen blonden Haaren und meinen 1,72m falle ich nun mal auf. Dazu kommt, dass junge Frauen, die nicht verheiratet sind, nicht alleine wohnen, ich tue das schon. Ob das jetzt traditionelle oder finanzielle Gründe hat, kann man pauschal gar nicht sagen. Auf der Straße wird man häufig angesprochen, von den Männern die etwas schüchtern „t’es trés jolie“ murmeln, bis zu den beiden Jungs die häufig auf meiner Straße rum lungern und mir „Hey Barbiegirl“ hinterherprollen. Meine Devise: Sie sind nicht der Durchschnitt, sondern unangenehme Ausnahmen. Unterm Strich kenne ich sehr viel mehr respektvolle, höfliche Marokkaner, als solche, die mich anmachen. Meiner Meinung nach gilt auch hier, wenn man sich als „Opfer“ fühlt, wird man auch eher so behandelt, wer mit hängenden Schultern über die Straße läuft, wird öfter angemacht als jemand, der Selbstbewusstsein ausstrahlt. Am Ende findet jeder seinen eigenen Weg, ganz ehrlich.
 

„Ist es gefährlich, alleine auf der Straße zu laufen?“
Gegenfrage: Gibt es einen Ort, an dem man zu 100% sagen kann, dass es nicht gefährlich ist alleine auf der Straße zu laufen? Statistisch gesehen, ist es hier gefährlicher als in Regensburg, ja. Nimm deine Visakarte nicht mit, sondern nur Bargeld. Lass deine Rolex im Nachtschrank, was kann schlimmstenfalls passieren? Ich gehe lieber das Risiko ein, dass mir Handy und Bargeld gestohlen werden, als mich nach Sonnenuntergang zuhause zu verschanzen, nur weil irgendeine Statistik sagt, es gäbe viele Diebe. Fun Fact: drei Monate in Marokko, keine Situation, in der ich mich gefährdet fühlte, dann für’s Wochenende nach Barcelona: zack, Tasche weg. Immer wachsam sein, genau wie in Deutschland.
 

„Was isst man da so?“
Auf der Straße findet man viel Fastfood. Pizza, Panini, Tacos, Pommes, in Mayo schwimmender Salat. Dann gibt es viel Kuchen und süßes Gebäck. Traditionelles marokkanisches Essen ist vor allem Tajine, also Fleisch und (manchmal) Gemüse in einem Gartopf aus Ton, das ist nicht nur lecker, sondern auch ziemlich einfach zu erlernen und so koche ich selber auch nur noch selten mit einem Topf. Und natürlich der Freitag: Freitags ist „Couscoustag“, nach dem Gebet isst das ganze Land gemeinsam Couscous, eine Tradition die mir ziemlich gut gefällt, wie wärs mit einem traditionellem Schweinshaxen und Sauerkraut Tag?
 Ich für meinen Teil, koche bevorzugt selber. Denn Gemüse ist nicht nur lecker, sondern vergleichsweise sehr billig. Einmal über den Markt gelaufen, und du hast einen bunten Obstsalat und eine Gemüsepfanne erstanden, von dem jedes Veganerherz nur träumt.

„Ist doch bestimmt voll gesund, so ohne Alkohol, oder?
Hahaha. In Deutschland, bin ich ja auch eher so Typ „also ich trink jetzt erstmal nichts mehr“, aber nur, bis einer meiner vier Mitbewohner eine Flasche Wein öffnet. So dachte ich vor Marokko, „Mensch so ein muslimisches Land, da kann ich mal ein bisschen detoxen vom anstrengenden Studentenalltag in Regensburg.“ Naja, nein. Klar, Alkohol wird nicht auf der Straße getrunken, marokkanische Restaurants bieten ihn auch nicht an. Das heißt aber nicht, dass hier nicht gefeiert wird. Natürlich kann ich auch hier nicht pauschalisieren, sondern nur von der Gruppe sprechen in der ich mich bewege.  Und so gehe ich auch hier aus. Ein großer Unterschied: Es gibt nicht, wie in Deutschland oft, die Techno- Hip-Hop- oder Schlager- Fraktion. Manchmal geht man auf Elektro tanzen, am nächsten Wochenende zu arabischer live Musik.

„Was kriegst du von der Monarchie mit?“  
Ich persönlich kriege nicht viel davon mit. Vielleicht erinnert ihr euch noch daran, wie groß die Aufmerksamkeit auf Meghan und Harry von GB war, mit wochenlangen Vor- und Nachberichten, live Übertragung und Diskussionsforen über das Hochzeitskleid und Harrys Socken. Und ungefähr diese News, kriege ich im täglichen Leben von der Königsfamilie mit. Gossip, Gossip und Gossip.
Ich interessiere mich für die Struktur des Systems, lese viel und mache mich schlau. Wenn ich meine Freunde darüber befrage, kriege ich sehr reflektierte, teils kritische Antworten. Also gilt: Alles kann, nichts muss!

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