Als Deutscher habe ich natürlich bei der bevorstehenden US-Wahl nichts zu sagen – genauso wie alle anderen, die keine US-Bürger sind. Das macht natürlich Sinn, denn so funktionieren nationale Wahlen nunmal. Deswegen bin ich mir etwas unsicher, ob ich überhaupt in einer Position bin, quasi kurz vor knapp noch meinen eigenen Senf dazuzugeben (nicht, dass ich dadurch noch Meinungen ändern werde – aber ich kann einfach nicht anders).
Immerhin schaut die gesamte Welt seit 15 Monaten (!) mit geballter Aufmerksamkeit auf den Wahlkampf in den USA. Die deutschen Medien haben die weltweit übertragenen Debatten zwischen beiden Präsidentschaftskandidaten analysiert, als würden Clinton und Trump für das Bundeskanzleramt kandidieren. Ich kann natürlich nur für mich selber sprechen, doch habe ich das Gefühl, dass das gesamte Land wie auf heißen Kohlen sitzend die morgigen Ergebnisse abwartet. Das sollten sie ja auch – schließlich beeinflusst das, was in den USA passiert, so ziemlich jedes andere Land dieser Welt (ob das gut oder schlecht ist, ist eine andere Diskussion). Nur um ein Beispiel zu nennen: die NATO, Japan, Südkorea, Taiwan, nur um ein paar aufzuzählen, würden in einem Ernstfall alle von der Militärmacht der USA abhängen.
Wir haben im Laufe des letzten Jahrhunderts einige Male gesehen, was passoert, wenn die US-Wirtschaft zusammenbricht – das letzte Mal erst 2007, und einige europäische Länder bekommen die Konsequenzen davon noch heute zu spüren. Ich sag’s wie’s ist: die USA sind nach wie vor die politische, wirtschaftliche und militärische Supermacht dieser Welt.
Und in diesem Kontext laufen die US-Wahlen ab. Ehrlich gesagt sollte es mir egal sein, was innenpolitisch in den USA passiert. Klar ist es mir dann noch nicht so ganz egal; in Hinsicht auf ihre Stellung in der Welt hätte ich gerne, dass die USA anderen Ländern ein Beispiel sind. Dennoch geht mich die US-Innenpolitik als Deutscher eigentlich nichts an. Regelung des Waffenbesitzes, Rechte von Minderheiten, Mindestlohn – natürlich habe ich zu diesen Themen eine eigene Meinung und Präferenzen, aber was der/die nächste/r Präsident/in der USA damit anstellen betrifft mich in keiner Weise, deswegen werde ich mich nicht beschweren oder mir darüber Sorgen machen.
Was mich und viele andere Menschen auf der Welt allerdings sehr wohl betrifft ist die US-Außenpolitik. Ich muss gar nicht so weit gehen und Namen nennen, aber eine der beiden Kandidaten ist wahrscheinlich die best qualifizierteste Person der modernen Geschichte für das Amt des Präsidenten (in diesem Kontext speziell in Hinblick auf ihre langjährige Erfahrung mit außenpolitischen Themen und den verschiedenen Krisenherden weltweit) und weiß, wie sie die USA innerhalb der internationalen Staatengemeinschaft positionieren kann oder soll. Oder wie man grundlegendste Wirtschaftspolitik betreibt. Natürlich sind gesunder Menschenverstand, Respekt und Anstand immer vorteilhaft.
Als jemand der gewissermaßen in den USA aufgewachsen ist möchte ich gerne denken, dass ich das Land immerhin etwas verstehe – wenn auch nur besser als Leute die noch nicht dort gelebt haben. Ich bin mir darüber bewusst, wie stolz US-Amerikaner über ihr Land und dessen Position in der Welt sind. Deswegen sollten sie sich auch dem unheimlichen Einfluss bewusst sein, den das Land ausübt. So viel dies im Ausland auch kritisiert wird stellen die USA für viele Länder nach wie vor ein Beispiel dar, das imitiert werden soll. Wie können wir also als offene und demokratische Staatengemeinschaft autoritäre und menschenrechtsverletzende Länder dazu bewegen, sich zu verändern, wenn der „leader of the free world“ ein Demagoge ist, der zu Mexiko eine Mauer bauen will und Muslimen die Einreise in die USA verbieten möchte? Es ist im Moment schon schwierig genug.
Vielleicht it es illusorisch, aber ich würde gerne glauben, dass amerikanische Wähler am 8. November nicht nur über die Konsequenzen der Wahl in ihrem eigenen Land nachdenken, sondern auch auf den Einfluss, den der/die nächste Präsident/in und seine/ihre Politik weltweit ausüben wird. Wenn Amerikaner wirklich glauben, dass sie im besten Land der Welt wohnen, dann sollen sie morgen auch dementsprechend abstimmen und ein Beispiel setzen – und damit ihren eigenen Erwartungen entsprechen. #americasalreadygreat #idbewithherificould
Cover photo from the Hillary Clinton Facebook page.