Ihr habt es alle mitbekommen: Donald Trump wird am 20. Januar 2017 Präsident der Vereinigten Staaten werden. Ich möchte gerade gar keinen Kommentar zu den innen- sowie außenpolitischen Auswirkungen dieses Ergebnisses machen – das wird jetzt sowieso genug durchgekaut – sondern nur einen kurzen Eindruck von der Wahlnacht und der Stimmung in NYC geben.
Ich habe New York noch nie so leise erlebt – die Stadt befindet sich in einer absoluten Schockstarre. Im subway, auf der Straße – ich habe noch nie in so viele fassungslose, entsetzte und vor allem auch traurige Gesichter geguckt. Für mich ging die Wahlnacht gestern am Javits Center los, wo Hillary eigentlich ihre „victory“ Party ausrichteten wollte. Nach langem Schlange stehen und Security Checks kamen wir auf das große Gelände vor dem Center – ins Innere wurden nur geladene Gäste gelassen.
Zu Beginn waren alle noch zuversichtlich, bis dann gegen 21 Uhr die ersten wirklich wichtigen Ergebnisse aus Florida, Ohio und North Carolina kamen. Die Menge war mucksmäuschenstill, als bekannt gegeben wurde, dass Trump wohl all diese Staaten für sich gewinnen konnte. Von da an herrschte in der gesamten Stadt eine sehr angespannte Stimmung. Es waren plötzlich keine hupenden Autos oder Sirenen mehr zu hören, die Meisten guckten nervös auf ihr Handy.
Wie viele andere verließ ich die Veranstaltung früher und fuhr nach Brooklyn, wo ich zusammen mit ein paar anderen Praktikanten Tickets für eine Art Wahlkommentierungs-Show hatte. Hier blieben die Leute noch relativ lange optimistisch und tranken lieber nochmal ein Bier auf die Prognosen. Auf meinem Rückweg machte ich Halt am Rockefeller Center, von wo aus der Fernsehsender NBC berichtete.
Es gab kaum noch Hoffnung für Hillary und die Leute saßen teilweise weinend auf dem Boden. Eine fast gruselige Stimmung. Gegen 1 Uhr, als sich andeutete, dass Trump auch noch Pennsylvania gewinnen würde gab es eigentlich keine Zweifel mehr an seinem Sieg.
Heute Morgen wurde ich – nach ungefähr 4h Schlaf – von einem Aufschrei geweckt. Es war der meiner Vermieterin, die gestern relativ früh und noch ziemlich zuversichtlich schlafen gegangen war. Als Einwanderin mit einem behinderten Kind ist das Ergebnis für sie besonders schockierend – aber so geht es vielen Leuten im Melting Pot New York. In Manhattan haben 87% der Wähler für Hillary gestimmt. Im Büro dann die nächste Krisensitzung – auch wenn man Trump zuletzt Chancen eingestanden hatte, niemand hat so wirklich mit diesem Ausgang gerechnet. Und niemand ist darauf vorbereitet!
Gerade haben wir Hillarys Concession speech angeschaut. Tatsächlich eine ziemlich starke und bewegende Rede, wie wir sie im Wahlkampf leider eher selten von ihr gesehen haben…
The world turned upside down…